Vom Hauptschüler, zum Dozent und jetzt noch “Winzer”? Wie geht denn das? Lest selbst…
Bei einer Freundin durfte ich zum ersten Mal bei der Weinlese helfen. Klasse, als Team, mit den Kollegen und Freunden etwas Neues lernen und dabei “eigenen” Wein “produzieren”. Ich werde noch lernen, dass es dafür viel mehr braucht, aber dazu ein anderes Mal mehr.
Früh raus, 8 Uhr Treffpunkt, also schnell die Arbeitskleidung an, kleines Frühstück, Körperpflege und los geht’s.
Angekommen, Gruppenfoto und erster Austausch mit den bekannten und unbekannten heutigen Kollegen.
Ein geniales Gefühl. Wir sind locker 30 Personen, alle sind gespannt, wann es losgeht. Erste einführende Worte, bitte, keiner soll sich die Finger abschneiden – ein berechtigter Hinweis wohlgemerkt.
Der ganze Tag vergeht wie im Flug, tausende Quadratmeter, unzählige Rebstöcke und viele wunderbare Gespräche. Es bleibt Raum für Witze und guten Austausch.
Am Tagesende bin ich platt, aber es hat sich gelohnt.
Es dauert keine weitere Weinlese mehr, um zu wissen: das finde ich genial. Die nächste Lese ist leider erst in 12 Monaten. Drei weitere Weinlesen später ist der Gedanke gereift. Da muss was passieren.
Also: Suche gestartet, Preise ausgelotet, erste Kalkulationen. Am Ende ist das aber alles ein Herzensthema und das finanzielle rückt in den Hintergrund.
Zig Suchen, Anfragen und vor allem Momente des Nicht-Trauens später, weiß ich, dass ein Einstieg schwierig wird. Es gibt so viele Eventualitäten. Das wird ein Ritt, das ist klar.
Eines Tages sitze ich mit meiner Frau Julia bei meinem Schwiegervater. Er erzählt mir, dass sein Bruder seinen Weinberg verkaufen will. Ich habe nur eine Frage: Wie? Der hat nen Weinberg? Ich weiß nicht, ob ich es vergessen oder überhört hatte. Aber in der Familie hat jemand einen Weinberg und der soll verkauft werden? Ja f***, ich glaub, mein Schwein pfeift.
Wir haben nicht gezögert. Termin ist vereinbart und ein Telefonat später wissen wir, dass wir uns kurzfristig treffen.
Wir haben gesprochen, entschieden und mit einem Handschlag besiegelt.
Es war genau so. Es gab für mich keinen Moment des Zögerns. Es ist mein Traum und ich will ihn leben.
Und heute?
Genau fast 2 Jahre nach dieser Entscheidung habe ich viel gelernt, aber machen wir es kurz: Wie hart der Weg von einem Traum zum ersten eigenen Produkt sein kann.
Ich freue mich über jede einzelne Flasche, vor allem wenn ich diese glücklichen Kunden übergeben darf.
Deswegen möchte ich mich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben! Bei meiner Frau Julia einfach für alles, die Liste wäre lang(!), bei Gerhard und Gudrun für ihre Erfahrung und ihre großartige Hilfe, sowie unseren Familien, Freunden und den vielen Helfern, die während der ganzen Saison immer fleißig dabei waren. Ohne euch wäre das nichts geworden, und ohne euch möchte ich keinen Handgriff mehr machen.